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Gesundheid

Corona ist auch eine Krise der Care-Arbeit – Barbara Keller

In dem Gastbeitrag schreibt die Berner SP-Politikerin, dass die von Frauen geleistete Care-Arbeit neu und gerecht organisiert werden muss.

 

Stay safe, stay home!

Kontakte vermeiden und möglichst zu Hause bleiben, das Jahr 2020 bringt viele neue Herausforderungen mit sich. Für viele heißt es, zu Hause bleiben und problemlos im Homeoffice weiter machen.

Doch für einige wird es zu einem Problem. Kindergarten – und schulpflichtige Kinder, sollen von zu Hause aus betreut und unterrichtet werden. Viele Mütter haben unter einer Doppelbelastung aus Homeoffice und Homeschooling zu leiden. Stress, Ungewissheit und die neue Situation, ist für viele eine große Herausforderung.

Die Care-Arbeit, welche die Erziehung von Kindern, die Pflege von kranken Menschen und die Betreuung von älteren Personen beinhaltet wird seit mehrheitlich von Frauen geleistet. In diese wird oft kostenlos durchgeführt.

In der Schweiz werden im Schnitt 1557 Stunden pro Jahr, von den Frauen unbezahlt gearbeitet. Das ist vergleichbar mit einer 80-Prozent-Stelle. Diese Doppelbelastung einer Frau von Familie und Beruf fordert oft ein tieferes Pensum bei der bezahlten Arbeit.

 

Frauen erziehen Kinder gratis

Es gibt Arbeit, die gar nicht als Arbeit anerkannt wird. Für diese Arbeit gibt es nicht nur kein Geld, sondern auch keine Ferien und auch keine Rente. Der letzte Aspekt ist besonders problematisch.

Frauen putzen, erziehen die Kinder, pflegen kranke Eltern und gehen einkaufen. Das tun sie alle gratis, denn diese Arbeit ist oft unsichtbar. Laut Statistik des Bundesamtes leisten die Frauen in der Schweiz, jährlich unsichtbare Arbeit im Wert von 248 Milliarden Franken.

Viele Kritiker sind der Meinung, dass diese Arbeit Privatsache ist und sie auch Privat bleiben soll.

Meiner Meinung nach wäre ein Großteil unserer «wirtschaftlichen» bezahlten Leistung nicht möglich, wenn wir die Rückendeckung durch die unbezahlte Frauenarbeit nicht hätten. Unsere Gesellschaft würde zusammenbrechen, wenn wir sie nicht hätten.

 

Ein großer Nachteil der unbezahlten Care-Arbeit ist das Problem der Doppelbelastung

Für viele Frauen reichen die Renten im Alter nicht aus, da sie durch die Doppelbelastung gezwungen werden, ihrer bezahlten Arbeit mit einem tieferen Pensum nachzugehen.

Die Altersarmut ist weiblich. Die Doppelbelastung lässt sich auch in der Beförderung widerspiegeln. Es scheitert oft am Pensum, weshalb die Frauen keine Führungspositionen in der Wirtschaft einnehmen können.

In der Politik sieht es ähnlich aus. Eine Frau die alleine 30 Stunden pro Woche gratis arbeitet und obendrauf noch einer bezahlten Arbeit nachgeht, findet keine Zeit mehr für ein politisches Amt zu kandidieren.

Aus diesem Grund bestimmen weiße alte Männer sowohl in der Wirtschaft wie auch in der Politik. Den Sparhammer schwingen sie selbstverständlich auf den Buckel der Frauen. Das ist nämlich am einfachsten.

In der Zukunft sollen Frauen, die unbezahlte Care-Arbeit übernehmen, weder bei der beruflichen Laufbahn noch bei der sozialen Absicherung benachteiligt werden. Die Voraussetzung dafür ist, ein flächendeckendes Netz an Kindertagesstätten, die wie die Schulen für alle Kinder zugänglich und kostenfrei sind.

Kinderbetreuung darf keine Privatsache sein. Aus diesem Grund müssen die Tagesschulen und Mittagstische ausgebaut werden.

 

Die Wichtigkeit von Care-Arbeit muss anerkannt werden

Wir werden alle älter und sind auf Institutionen, wie zum Beispiel Altersheime, Pflege- und Betreuungsnetzwerke sowie die Spitex Bern angewiesen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass diese ausgebaut werden, denn nicht jeder hat Kinder, die im Alter die Pflegearbeit übernehmen kann.

Die Wichtigkeit von Care-Arbeit sollte deshalb endlich anerkannt und gewürdigt werden. Auch die bezahlte Care-Arbeit wird größtenteils von den Frauen ausgeführt. Die Corona-Krise hat uns gezeigt, wie notwendig sie ist.

Das neue Virus ist für das Personal allgegenwärtig und umso stressiger ist der täglich ändernde Dienstplan. Das Personal macht zahlreiche Überstunden und muss mit der Angst arbeiten, sich selbst oder Angehörige anzustecken.

Jetzt müssen die Löhne und Arbeitsbedingungen in diesen Berufen verbessert werden, denn sie entsprechen nicht der aktuellen Situation.